Special Guest
Anlässlich von kunsttechnologischen Analysen und einer Restaurierung in den Werkstätten des Belvedere befindet sich Adele Bloch-Bauer II (1912–13) wieder in Wien. Bis 11. Februar 2024 bietet sich nun im Oberen Belvedere die einmalige Gelegenheit, dieses herausragende Spätwerk Gustav Klimts aus Privatbesitz im Original zu sehen.
Durch eine ebenso schonende wie minutiöse Reinigung der Bildoberfläche von Adele Bloch-Bauer II konnten die Grauschleier entfernt und die klaren Rosa-, Grün- und Blautöne wieder zum Vorschein gebracht werden. Mithilfe neuester Untersuchungsmethoden war es möglich, unter die Oberfläche des Bildes zu blicken und dabei Erkenntnisse über den Entstehungsprozess zu gewinnen, so Stefanie Jahn, Leiterin der Restaurierung des Belvedere.
Röntgenbilder und Infrarotreflektografie-Aufnahmen zeigen nun eine andere, erste Komposition. In dieser Version steht Adele auf einem ovalen Teppich und näher an den Betrachtern. Ihr Kleid ist viel raumgreifender. Unterhalb der Juwelenkette liegt ihr Hals frei, opulent ragt ihr Federhut bis an den Bildrand.
Adele Bloch-Bauer II ist das erste große Auftragsporträt, das Klimt in seinem modernistischen Spätstil umsetzte. Im Gegensatz zu ihrem fünf Jahre zuvor gemalten ersten Porträt präsentiert er Adele Bloch-Bauer nun frontal stehend, als starke und selbstwusste Frau. Leuchtende Farben prägen das Bild. Auf den ersten Blick wirkt die Malerei mit virtuoser Sicherheit umgesetzt. Wir wissen aber durch die Untersuchungen, dass Klimt das Bild stark überarbeitet hat, dass er intensiv um die optimalen Formen gerungen hat, ergänzt Kurator Markus Fellinger.
Special Guest: Adele Bloch-Bauer II wurde ermöglicht durch die Kooperation mit Rosaline Wong and HomeArt.
Weitere Informationen unter www.belvedere.at
(JT Nov. 2023)
Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien. Gustav Klimt, Adele Bloch-Bauer II, 1912-13. Privatsammlung,
courtesy of HomeArt.
Wilde Farben
Katharina Grosse (*1961, Freiburg i. Br.) gehört zu den wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart.
Ihre Malerei besticht durch die Kraft und Intensität der Farbe.
Wie das wilde Denken ist sie experimentell und unberechenbar. Expansion und permanente Grenzüberschreitung, Freiheit und Autonomie bilden die Grundpfeiler ihres Œuvres.
Die vibrierenden Farbfelder von Katharina Grosse
überziehen ganze Architekturen, Objekte und weite Flächen im öffentlichen Raum.
Die Künstlerin schaffte so auch für die historische Pfeilerhalle in der ALBERTINA
Wien begehbare Bilder, die sich auf Wand, Decke, Boden und im Raum
ausbreiten, und macht Kunst unmittelbar erlebbar. Für die Entwürfe und die malerische Ausführung, die Grosse für die
drei historischen Räumlichkeiten entwickelte, ist die Überschreitung des White Cube und die Auseinandersetzung
mit der Architekturgeschichte durch expanded painting bedeutsam.
Die Ausstellung „Warum Drei Töne Kein Dreieck Bilden“ ist bis 1. April 2024 in der ALBERTINA
zu sehen.
Angela Stief, die Direktorin der ALBERTINA MODERN, ist die Kuratorin der bemerkenswerten Schau.
Weitere Informationen unter www.albertina.at
(JT Nov. 2023)
Alle Fotos © Sandro E. E. Zanzinger Photographie 2023. Katharina Grosse. Warum Drei Töne Kein
Dreieck Bilden, 2023. ALBERTINA, Wien © Katharina Grosse / Bildrecht, Wien 2023
Meisterwerke des 20. und 21. Jahrhunderts
Unter dem Titel WE ❤ präsentiert die Heidi Horten Collection in Wien bis 25. August 2024 eine umfassende Auswahl ikonischer Werke aus eigenem Bestand und knüpft mit ihren Schwerpunkten an die 2018 im Wiener Leopold Museum gezeigte Ausstellung WOW! an.
Entsprechend der inhaltlichen Ausrichtung der Sammlung gliedert sich WE ❤ in drei Themenfelder: dem Expressionismus, insbesondere in seiner deutschen Ausprägung, gefolgt von der Kunst der 1960er- und 1970er-Jahre, mit einem besonderen Fokus auf US-amerikanischen, italienischen und deutschen Positionen. Der dritte Schwerpunkt liegt auf der Malerei und Skulptur, die das Spannungsfeld zwischen Figur und Abstraktion erkunden.
Zusätzlich steht im Rahmen einer von Tobias Natter kuratierten Kabinettspräsentation mit dem Titel Focus ein herausragendes Werk von Gustav Klimt im Mittelpunkt, nämlich sein Gemälde
Kirche in Unterach am Attersee von 1915/16. Dieses Werk des berühmtesten Vertreters des österreichischen Fin de Siècle wird grafischen Arbeiten der Epoche Wien um 1900 wie auch Positionen von zeitgenössischen Künstlern gegenübergestellt.
In einer Zeit, in der digitales Engagement unsere Erfahrungen neu formt, präsentiert die Heidi Horten Collection die innovative Initiative #ARTfluence. Bei diesem zukunftsweisenden Konzept stehen
die Museumsbesucher im Mittelpunkt. Ihre Stimmen prägen das Museum von morgen. Vor Ort und in den sozialen Netzwerken haben sie die Chance, für ihre Favoriten aus der Sammlung zu voten und so die
Kunstwerke auszuwählen, die ab Herbst 2024 einen festen Platz in der Ausstellung erhalten.
Dieser partizipative Ansatz verwandelt das traditionelle Museumserlebnis von einem rein beobachtenden Akt in eine interaktive Reise.
Weitere Informationen unter www.hortencollection.com
(JT Nov. 2023)
Fotos:
Max Pechstein. Die gelbe Maske II, 1910. Heidi Horten Collection
Gustav Klimt. Kirche in Unterach am Attersee, 1916. Heidi Horten Collection
Franz Marc. Rote Rehe I, 1910. Heidi Horten Collection
Bewegte Bilder
Die bewegten Bildwelten neuer Medien und Technologien können intensive Erfahrungen auslösen. Die Ausstellung „Ecstatic Media. Medienkunst neu betrachtet“ am Mönchsberg im
Museum der Moderne Salzburg, kuratiert von Jürgen Tabor, Presented by Generali, die
bis 25. Februar 2024 zu sehen ist, beschreibt hierbei zwei Aspekte: die hohe Wirksamkeit medialer Konsumprodukte wie Videospiele oder Schönheitsfilter, die emotionale und soziale Sehnsüchte schüren und die Strategie der Medienkunst, uns in übersteigerter Form mit medialen Strukturen zu konfrontieren.
Die Künstler fokussieren dabei auf bestimmte mediale Eigenschaften und untersuchen deren Wirkkraft, indem sie diese intensivieren und erweitern. „Ekstatische Medialität“ wurde schon früh in der Medienkunst eingesetzt um die technologischen, ästhetischen und psychischen Effekte von Medien sichtbar zu machen.
Mit eindrucksvollen Beispielen – vom Avantgardefilm über Videokunst bis zu Computeranimation und Data Engineering – erzählt die Ausstellung eine alternative Geschichte der Medienkunst. Im Mittelpunkt steht die Sammlung Generali Foundation, die eine der bedeutendsten Medienkunstsammlungen Österreichs bewahrt und erforscht.
Mit Werken von Uli Aigner, Theresa Hak Kyung Cha, Danica Dakić, Carola Dertnig, VALIE EXPORT, Harun Farocki, Morgan Fisher, Ulrich Formann, Simone Forti, Dan Graham, Richard Kriesche, Friedl vom Gröller, Helmut Mark, Willem Oorebeek, Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, Peter Weibel und Heimo Zobernig.
Weitere Informationen unter https://www.museumdermoderne.at/
(JT Nov. 2023)
Fotos:
Friedl Kubelka vom Gröller 1946 London, UK – Wien, AT Peter Kubelka und Jonas Mekas, 1994 Film,
16mm (Farbe, ohne Ton) 2:50 Min. Sammlung Generali Foundation – Dauerleihgabe am Museum der
Moderne Salzburg
Ausstellungsansicht Ecstatic Media. Medienkunst neu betrachtet, Museum der Moderne Salzburg 2023,
© Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar
Die Differenzen zweier Œuvres
Mit der Ausstellung „Herbert Boeckl – Oskar Kokoschka. Eine Rivalität“, kuratiert von Elisabeth Dutz, widmet sich die ALBERTINA MODERN bis 18. Februar 2024 zwei der bedeutendsten österreichischen Künstler des Expressionismus.
Eine Auswahl von mehr als 100 Werken aus den reichen Beständen der eigenen Sammlung präsentiert herausragende Arbeiten auf Papier beider Künstler in einer Gegenüberstellung.
Die langen Lebens- und Schaffensperioden Boeckls und Kokoschkas umspannen einen Zeitraum, der historisch, kulturell und kunsthistorisch eine Epoche grundlegender Veränderungen darstellt.
Das Medium Zeichnung als autonomer Träger künstlerischen Ausdrucks
spielt im Œuvre Boeckls und Kokoschkas eine bedeutende Rolle. Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus verschiedenen Phasen und schlägt den Bogen von frühen Aktzeichnungen und Bildnissen
beider Künstler über Boeckls Anatomisches Skizzenbuch und expressionistische Landschaften, Stillleben und Zeichnungen der Zwischenkriegszeit bis zu Kokoschkas Farbstiftzeichnungen und
Blumenaquarellen aus seiner späten Schaffenszeit in der Schweiz und Boeckls späten Landschaftsaquarellen.
Weitere Informationen unter www.albertina.at
(JT Nov. 2023)
Fotos:
Herbert Boeckl. Selbstbildnis mit blauem Hemd, 1929. Öl auf Leinwand. ALBERTINA, Wien –
Familiensammlung Haselsteiner | © Herbert-Boeckl-Nachlass, Wien
Oskar Kokoschka. Mädchen mit Halskette, 1930. Öl auf Leinwand. ALBERTINA, Wien - Sammlung
Batliner / © Fondation Oskar Kokoschka / Bildrecht, Wien 2023
Plakate im MAK
Die Siegerprojekte des Wettbewerbs 100 BESTE PLAKATE 22. Deutschland Österreich Schweiz bestechen durch eine Vielfalt an typografischen Konzepten: von perfekt spationierter Typografie bis hin zur Demontage aller schriftbildlichen Lehrsätze.
Auch die grafischen Lösungen ziehen alle Register, ob Schreibmaschinenschrift, Handschriftliches oder digital generierte Grafik.
Bereits zum 18. Mal werden die wichtigsten Impulsgeber im Plakatdesign im MAK Design Lab in Wien bis 3. März 2024 im MAK am Wiener Stubenring gezeigt. Für die österreichischen Einreicher ist es einer der erfolgreichsten Wettbewerbe bisher! Neun österreichische Plakate rangieren unter den 100 Besten.
Die Siegerplakate werden im Anschluss an die Ausstellung in die Sammlung des MAK übernommen. Nach der Schau im MAK ist die Ausstellung noch in Essen, Seoul, St. Gallen, Luzern, Genf, Lausanne, Zürich, Bern, Ljubljana sowie in der Republik Moldau und in Rumänien zu sehen.
Zur Ausstellung erscheint der Katalog 100 Beste Plakate 22. Deutschland Österreich Schweiz / 100 Best Posters 22. Germany Austria Switzerland, Verlag Kettler, Dortmund 2023. Erhältlich im MAK Design Shop.
Weitere Informationen unter www.mak.at
(JT Nov. 2023)
Fotos:
Grafik: Christian Schlager, Vanessa Eck, Elsa Kubik. Atelier: EXEX
zusammen mit Anouk Rehorek, Erli Grünzweil (Foto), Herwig Scherabon (Digital Art), Joshua Alena Mallek (Digital Art Assistance), Ilija Hvala (Styling) Tanzquartier Wien – Kampagne Julia Müllner.
Aus einer Serie von drei Plakaten
Druck: Druckerei Walla. Drucktechnik: Offsetdruck.
Österreich. © EXEX/100 Beste Plakate e.V.
Grafik: Christoph Reinicke. Speed. Druck: Flyeralarm. Drucktechnik: Digitaldruck. Deutschland.
© Christoph Reinicke/100 Beste Plakate e.V.
Grafik: Daniel Dolz, Doris Freigofas. Atelier: Golden Cosmos. Woman!Life!Freedom! Druck: Oliver Nerlich Siebdruck. Drucktechnik: Siebdruck. Deutschland. © Golden Cosmos/100 Beste Plakate e.V.
Helnwein, der Hyperrealist
Zum 75. Geburtstag von Gottfried Helnwein zeigt die
ALBERTINA eine große Ausstellung der Werke der letzten zwei Jahrzehnte.
Die Bilder des 1948 in Wien geborenen Künstlers sind von der Auseinandersetzung mit den TabuThemen Schmerz, Verletzung und Gewalt geprägt. Als zentrales Motiv dient ihm die Figur des wehrlosen Kindes, das stellvertretend alle psychologischen und gesellschaftlichen Ängste verkörpert. Er erhebt in jedem seiner Werke Anklage gegen Grausamkeit und Unbarmherzigkeit sowie den Schrecken des Faschismus.
Der Künstler hat seine Themen in den unterschiedlichsten Techniken und Medien umgesetzt - von frühen Aquarellen und Zeichnungen über seine Aktionen und deren fotografische Dokumentation bis zu Malerei, Bühnenbildern für Theaterinszenierungen und Installationen im öffentlichen Raum.
Helnwein gilt bis als Provokateur, übt er doch von
Beginn an mit seinen Werken Kritik an der Gesellschaft. Seine hyperrealistischen Bilder, die immer nach einer
fotografischen Vorlage entstehen, bestechen durch ihre technische Perfektion. Sie beeindrucken wegen der Spannung zwischen Realismus und Entrückung des
künstlerischen Objekts. Die Symbolfiguren und Motive von Gewalt spielen sich in unseren Köpfen ab, denn wir sehen ein blutverschmiertes, aber nicht ein blutendes und schmerzverzerrtes
Gesicht.
Die Ausstellung Gottfried Helnwein - Realität und
Fiktion, kuratiert von Elsy Lahner, ist bis
11. Februar 2024 in der Bastei Galerie der ALBERTINA zu sehen.
Weitere Informationen unter www.albertina.at
(JT Okt. 2023)
Fotos:
Gottfried Helnwein. Eiphany 1 (The Adoration of the Magi 3), 2013. Öl und Acryl auf Leinwand.
ALBERTINA, Wien | Dauerleihgabe von Gottfried und Renate Helnwein © Gottfried Helnwein | Bildrecht
Wien, 2023
Gottfried Helnwein. The Visit 4, 2021-2023. Öl und Acryl auf Leinwand. Privatsammlung © Gottfried
Helnwein / Bildrecht, Wien 2023
Gottfried Helnwein. The Murmur of the Innocents 22, 2011. Öl und Acryl auf Leinwand.
© Collection Renate Helnwein, Ireland | Bildrecht Wien, 2023
Ziemlich rätselhaft
In seiner ersten musealen Einzelausstellung „Benoît Piéron. Monstera deliciosa“ im Mumok im Wiener Museumsquartier lädt der französische Künstler Benoît Piéron bis 7. Jänner 2024 in ein Wartezimmer ein, so wie wir es aus Arztpraxen und Krankenhäusern kennen. Kuratiert wurde die Schau von Manuela Ammer.
Piérons Wartezimmer allerdings ist kein Ort, wo die Zeit „totgeschlagen“ wird, sondern ein Ort der Transformation, in den die Außenwelt in Form rätselhafter Objekte und Bilder eindringt.
Schneekugeln, ein chromatischer Wolkenhimmel,
das Spiel von Licht und Schatten, ein Wasserleck und die Figur einer Fledermaus verwandeln einen Ort der Leere in einen Ort poetischer Fülle.
Piérons künstlerische Praxis ist durch seine lebenslange Erfahrung mit Krankheit geprägt. Er beschäftigt sich mit dem medizinischen und gesellschaftlichen Umgang mit kranken Körpern, mit
Erfahrungen des Wartens und der Ungewissheit, mit Fürsorge und Intimität.
So verwandelt Piéron seine Krankheit in eine Kunst des Überlebens.
Weitere Informationen unter www.mumok.at
(JT Okt. 2023)
Fotos:
Benoît Piéron. Haemo and Globine, 2023. Kunststofffigurinen, individuell angepasste Schneekugel ᴓ
120 mm Courtesy Galerie Sultana, Paris. Photo: Deinhardstein. © mumok
Benoît Piéron in der Ausstellung Benoît Piéron. Monstera deliciosa. Photo: Georg Petermichl / mumok
Benoît Piéron. Cloudy Monika at her studio in Lens, 2023. Photo: Benoît Piéron. Courtesy Mumonik,
Galerie Sultana and the artist. © the artist
Turner – Vorreiter der Moderne
Die einzigartige Ausstellung „Turner – Three Horizons“, kuratiert von Karin Althaus und Nicholas Maniu,
wird bis 10. März 2024 im Münchner Lenbachhaus gezeigt.
Joseph Mallord William Turner gilt bis heute als Erneuerer und Vorreiter der Moderne. In seinen Bildern entfaltete die Farbe eine bis dahin ungesehene Freiheit. Zunehmend verschob er die Grenzen
des Darstellbaren. Bald lösten sich seine Werke deutlich von der anschaulichen Natur, in ihrer Reduktion auf Farbe, Licht und Atmosphäre sind sie verblüffend. Turner gilt als Vorläufer der
Abstraktion
Das Lenbachhaus, in seiner stetigen Erforschung der Geschichte der
Moderne und der Abstraktion, ist stolz
darauf, das Werk Turners in seiner ganzen
Breite zeigen zu können. Dank der Kooperation mit Tate Britain, London, die seinen reichen Nachlass bewahrt, werden Turners Werdegang und seine bildnerischen Innovationen anschaulich
nachvollziehbar. Es gibt rund 40 Gemälde sowie 40 Aquarelle und Skizzen aus allen
Schaffensphasen zu sehen.
Zur Ausstellung erscheint die zweisprachige Publikation Turner. Ein Lesebuch / Turner. A Reader, die Texte aus rund 200 Jahren versammelt. Hrsg. von Karin Althaus, Nicholas Maniu und Matthias
Mühling. Einführung von Sam Smiles und Nachwort von Amy Concannon. Edition Lenbachhaus 8.
Weitere Informationen unter www.lenbachhaus.de
(JT Okt. 2023)
Fotos:
Joseph Mallord William Turner (1775-1851), Venice Quay, Ducal Palace / Venedig, Dogenpalast,
exhibited 1844 /ausgestellt 1844. Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856 ©
Photo / Foto: Tate
Item No. D28965 Coastal Terrain and Buildings, South of France or Italy (Detail), c. 1834
Die Blaue Reiterin
Gabriele Münter. Wer? Das war oft die Frage von Kunstinteressierten, kam das Gespräch auf sie, weil sie die geniale Malerin nicht kannten, eine der bedeutendsten Künstlerinnen des deutschen Expressionismus.
Selbst von der Kunstszene wurde die kleine Frau oft nur als die langjährige Lebensgefährtin von Wassily Kandinsky gesehen, aber Münter ist viel viel mehr als nur die Frau an der Seite eines Künstlers, der sie im Grunde nur ausgenützt und schließlich sitzengelassen hat und eine andere heiratete.
Wollte man mehr über Gabriele Münter erfahren, deren Werke natürlich hierzulande schon vereinzelt in Ausstellungen zu sehen waren, musste man am besten ihren Spuren in Murnau am Staffelsee im Land der Blauen Berge folgen, wo sie ein Haus, das sogenannte Russenhaus besaß, dort im Schlossmuseum die Sammlung besuchen oder in München ins Lenbachhaus schauen, wo man bereits 2017/18 einen ausführlichen Blick auf ihre Wirklichkeit werfen konnte.
In Murnau liegen auch die Wurzeln des Blauen Reiters - eine Bezeichnung von Wasslily Kandinsky und Franz Marc für ihre Ausstellungs- und Publikationstätigkeit, bei der beide Künstler in dem erstmals Mitte Mai 1912 herausgegebenen gleichnamigen Almanach als Herausgeber fungierten.
Künstler wie Alexej von Jawlensky, August Macke oder Marianne von Werefkin waren in dieser Gruppe, die ein lockeres Beziehungsnetz war. Ihre Werke waren wichtige Wegbereiter der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts.
Die wahre Blaue Reiterin und Avantgardistin war aber Gabriele Münter!
Das Wiener Leopold Museum zeigt bis 18. Februar 2024 auf der Ebene -2 die Ausstellung
GABRIELE MÜNTER – RETROSPEKTIVE.
Gabriele Münter (1877–1962) verdient diese breite Anerkennung im Rahmen einer umfassenden Personale als eine der führenden Protagonistinnen der deutschen Avantgarde.
In zwölf Themeninseln wird die expressionistische Malerin auf ihren Lebensstationen begleitet, die oft mit einem bedeutenden Stilwechsel durch ihr lebhaftes Interesse an unerprobten Techniken einhergehen. Münter’s größte Stärke sind die Landschaften, die Stillleben und die Porträts.
Rund 140 Exponate aus öffentlichen und privaten internationalen Sammlungen – darunter Ölgemälde, Druckgrafiken, Zeichnungen, Fotografien sowie kunsthandwerkliche Objekte – geben einen tiefgründigen Einblick in das facettenreiche Schaffen der Künstlerin.
Wer sie noch nicht kennt, MUSS und kann sie jetzt entdecken!
Weitere Informationen unter www.leopoldmuseum.org
(JT Okt. 2023)
Fotos:
GABRIELE MÜNTER 1877–1962. Blick aufs Murnauer Moos (Blaue Berge), um 1910 Öl auf Karton |
32,5 × 40,5 Privatsammlung, Deutschland Foto: Ketterer Kunst GmbH und Co. KG © Bildrecht, Wien
2023GABRIELE MÜNTER 1877–1962. Bildnis einer jungen Dame mit großem Hut (Polin), 1909 Öl auf
Karton | 70 × 50 cm Privatsammlung. Dauerleihgabe in The Courtauld, London Foto: Private Collection.
On long-term loan to The Courtauld, London/Bridgeman Images © Bildrecht, Wien 2023
GABRIELE MÜNTER 1877–1962. Der blaue See, 1954 Öl auf Leinwand | 50 × 65 cm Lentos
Kunstmuseum, Linz Foto: LENTOS Kunstmuseum Linz/Reinhard Haider © Bildrecht, Wien 2023
Der fast vergessene Moderne
Mit der bisher umfassendsten Retrospektive „Max Oppenheimer – Expressionist der ersten Stunde“ zu dem in Wien geborenen Künstler Max Oppenheimer (1885–1954) lädt das Leopold Museum im Wiener Museumsquartier auf Ebene -1 bis 25. Februar 2024 dazu ein, ein bemerkenswertes Œuvre wiederzuentdecken.
Die Präsentation – kuratiert von Hans-Peter Wipplinger – zeigt einen der bedeutendsten Expressionisten Österreichs, dessen durchaus drastisch wirkendes Werk beinahe vergessen wurde. Oppenheimer war bereits in den 1910er-Jahren eine bekannte Künstlerpersönlichkeit – neben Oskar Kokoschka und Egon Schiele, mit letzterem verband ihn eine enge Freundschaft und AtelierGemeinschaft. Mit Kokoschka hat er sich total zerkracht, da dieser ihn beschuldigte, für
ein Plakat etwas von ihm gestohlen zu haben.
Als Jude und homosexueller Mann war Oppenheimer, er galt als schrill und dandyhaft, ein Nazi-Verfolgungsopfer und musste Österreich 1938 verlassen. Er lebte schließlich in New York, wo er aber seine Karriere nicht fortsetzen konnte und vereinsamt und verarmt 1954 starb. Viele seiner Werke gelten als verschollen oder in der NS-Zeit zerstört.
Weitere Informationen unter www.leopoldmuseum.org
(JT Okt. 2023)
Fotos:
MAX OPPENHEIMER 1885–1954 Bildnis Tilla Durieux, 1912 Öl auf Leinwand | 95,5 × 78,9 cm Leopold
Museum, Wien Foto: Leopold Museum, Wien
MAX OPPENHEIMER 1885–1954 Sechstagerennen, um 1929 Öl auf Leinwand | 73 × 86 cm
Privatbesitz Foto: Leopold Museum, Wien/Foto: Lisa Rastl
MAX OPPENHEIMER 1885–1954 Selbstbildnis, 1911 Öl auf Leinwand | 60 × 50,5 cm Leopold Museum,
Wien. Sammlungserwerbung (August 2023) nach einer Einigung mit den Erben nach Dr. Oskar Reichel
Foto: Sotheby’s/Sasa Fuis Photographie, Köln
ARIK BRAUER - Erzähler, Visionär und Menschenfreund
Von 17. November bis 23. Dezember 2023 lädt die Galerie Kovacek & Zetter in der Wiener Stallburggasse zu einem Streifzug durch die wundervolle Welt des Arik Brauer ein.
Es ist die erste umfangreiche Werkschau des großen österreichischen Malers nach seinem Ableben im Jänner 2021 - in enger Zusammenarbeit mit der ältesten Tochter des Künstlers, Timna Brauer.
Es gibt einen umfassenden Blick auf Ölbilder, Temperaarbeiten und zahlreiche grafische Werke des begnadeten Geschichtenerzählers und Mitbegründers der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Erweitert wird die Ausstellung durch museale Leihgaben, absolute Hauptwerke, die von der Familie des Künstlers ausgewählt und zur Verfügung gestellt wurden.
Arik Brauers surreale Bildwelten, ausgeführt in einer unglaublich präzisen, meisterhaften Malweise, verzaubern den Betrachter und nehmen sie mit auf eine Reise in die Welt der Fantasie.
Durchaus sozialkritisch und politisch eingestellt, wollte er aber auch ein Bewusstsein schaffen für die Schattenseiten, für die Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten in der Welt.
Zur Ausstellung erscheint ein wissenschaftlich recherchierter, umfangreicher Katalog.
Weitere Informationen unter www.kovacek-zetter.at
(JT Okt. 2023)
Fotos:
Arik Brauer. Die starken Frauen. Nach 2003. Öl auf Holz. 40X50cm
Arik Brauer. Die Fliegende Wasserprobe. 1992. Tempera auf grundiertem Karton. 70x100cm
Malerei der Strenge und Reduktion
Mit „Robert Motherwell – Pure Painting“ zeigt das Bank Austria Kunstforum Wien vom
12. Oktober 2023 bis 14. Jänner 2024 das Werk eines bedeutenden Vertreters des Abstrakten Expressionismus, jener monumentalen gestischen Malerei, die in den 1940er-Jahren ihren Anfang nahm und als die erste originär amerikanische Kunst der Nachkriegszeit angesehen wird.
Es ist seit 1976 die erste Retrospektive des amerikanischen Künstlers in Österreich und die erste seit 1998 in Europa.
Motherwell, das intellektuelle Pendant zum medienwirksameren Jackson Pollock, ist der europäischen Literatur und Malerei eng verbunden.
Seine figurativen Anfänge sind im französischen Surrealismus verwurzelt. In den 1950er-Jahren entwickelt er eine rein abstrakte Malerei im großen Format als seine künstlerische Formensprache. Seine Bedeutung liegt in der Ausprägung und Definition der abstrakten amerikanischen Malerei nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Ausstellung, kuratiert von Evelyn Benesch und Susan Davidson, entstand in Kooperation mit dem Modern Museum of Fort Worth und zeigt an die 40 repräsentative Arbeiten aus Motherwell’s gesamtem Schaffen.
Weitere Informationen unter www.kunstforum.at
(JT Okt. 2023)
Fotos:
Robert Motherwell. Two Figures with Cerulean Blue Stripe, 1960. Öl auf Leinwand.
213,4×277,5 cm. Privatbesitz. Courtesy Locks Gallery, Philadelphia. © Copyright 2023 Dedalus
Foundation, Inc./Licensed by Artists Rights Society (ARS), NY
Robert Motherwell. Caprice No. 3, 1962. Öl auf Leinwand. 167,6 × 121,9 cm. Worcester Art Museum,
Worcester, Massachusetts. Eliza S. Paine Fund und. Schenkung der Dedalus Foundation, 1997.
© Copyright 2023 Dedalus Foundation, Inc./Licensed by Artists Rights Society (ARS), NY
Feministische Avantgarde at its best
Das Belvedere 21 in Wien zeigt bis 3. März 2024 die Ausstellung „RENATE BERTLMANN - FRAGILE OBSESSIONEN“. Im Jahr ihres achtzigsten Geburtstags widmet Generaldirektorin Stella Rollig der Künstlerin die bislang umfassendste Retrospektive, kuratiert von Luisa Ziaja und Andrea Kopranovic.
Bertlmann erlangte erst spät internationale Aufmerksamkeit und war bis zu einer wichtigen Überblicksschau in der Vertikalen Galerie der SAMMLUNG VERBUND in Wien im Jahr 2016 zumeist nur im feministischen Kontext bekannt. Mit einem Schlag stand sie 2019 auf der Biennale di Venezia im Rampenlicht.
Als Schlüsselfigur der Feministischen Avantgarde in Österreich und Pionierin der internationalen Performancekunst entwickelte sie seit den 1970er-Jahren ein unverwechselbares Œuvre.
Sie hat mit ihren Performances schonungslos klassische weibliche Rollenbilder dekonstruiert. Kompromisslos ist ihre Arbeit bis heute.
Seit über fünf Jahrzehnten arbeitet die 1943 in Wien geborene österreichische Künstlerin obsessiv an ihrem Kosmos, zu dem Fotografien und Zeichnungen, Assemblagen, Skulpturen, Installationen, Performances, Filme und Videos gehören.
Mithilfe ihrer eigenwilligen und faszinierenden Motiv-, Medien- und Materialwahl entwickelte Bertlmann bereits im Frühwerk ein charakteristisches künstlerisches Vokabular: Formen und Motive wie Phallus, Vulva und Brust, Braut und Bräutigam, Rollstuhl, Schnuller und Skalpellmesser werden zu Konstanten ihrer Auseinandersetzung mit männlicher Dominanz und spießbürgerlicher Moral.
Die Retrospektive im Belvedere 21 umfasst rund zweihundert Exponate von den späten 60er-Jahren bis zur jüngsten künstlerischen Produktion in einer chronologischen Präsentation, die Entwicklungslinien, Kontinuitäten und Brüche nachvollziehbar macht.
Weitere Informationen unter www.belvedere.at
(JT Okt. 2023)
Fotos:
© Renate Bertlmann, Messerschnullerhände - Ambivalenzen 1, 1981. Courtesy Richard Saltoun Gallery,
London und Rom
© Renate Bertlmann/ Bildrecht, Wien 2023. Renate Bertlmann, Zärtliche Berührungen - Tableau,
1976/2009. Courtesy Richard Saltoun Gallery, London und Rom
© Renate Bertlmann / Bildrecht Wien, 2023. Renate Bertlmann, Braut und Bräutigam, 1975
courtesy: Artothek des Bundes, Wien. © Elfriede Mejchar
NachkriegsAvantgarde
Mit ihren Arbeiten an der Schnittstelle von Kunst und Architektur zählt die Gruppe Haus-Rucker-Co (1967 – 1992) zu einer der wichtigsten Positionen in der österreichischen NachkriegsAvantgarde.
Ihr wegweisendes Werk überschritt die Grenzen traditioneller Gattungen und
rief zu einer Verknüpfung von Kunst und Leben auf. Die von Haus-Rucker-Co aufgegriffenen Themen, wie etwa die zunehmende Umweltzerstörung, verdeutlichen die bis heute anhaltende Relevanz ihres
Schaffens.
Anhand sechs Kapitel gibt die Ausstellung „Haus-Rucker-Co. Atemzonen“ vom 6. Oktober 2023 bis 25. Februar 2024 im Lentos Kunstmuseum Linz einen umfassenden Einblick in die Arbeit der Mitglieder, darunter die Architekten Laurids Ortner, Günter
Zamp Kelp, der Maler Klaus Pinter, sowie ab 1971 Manfred Ortner.
Der Titel Atemzonen verweist auf die zentrale Bedeutung des Elements Luft im Schaffen von
Haus-Rucker-Co.
Mit dem Ankauf des Archiv Günter Zamp Kelp durch die Stadt Linz übernahm das Lentos Kunstmuseum 2020 bedeutende Werkbestände von Haus-Rucker-Co. Die Ausstellung präsentiert erstmals wesentliche
Teile dieses Konvoluts
Weitere Informationen unter www.lentos.at
(JT Okt. 2023)
Fotos:
Haus-Rucker-Co (Günter Zamp Kelp, Klaus Pinter), HRC-Studio 491 Broadway, 1971. Lentos
Kunstmuseum Linz
Haus-Rucker-Co (Laurids Ortner), Stück Natur für Ihren Fuss, 1972. Lentos Kunstmuseum Linz
Der Meister der Renaissance
Die ALBERTINA zeigt bis 14. Jänner 2024 in der Propter Homines Halle die Ausstellung „Michelangelo und die Folgen“, kuratiert von Klaus Albrecht Schröder, Achim Gnann, Eva Michel, Martina Pippal und Constanze Malissa.
Michelangelo gehört zu jenen wenigen Künstlern, deren Ruhm seit Jahrhunderten ungebrochen ist. Obwohl seine Kunst und seine Ideale zutiefst im Denken seiner Zeit – der Blütezeit der Renaissance und des fortschreitenden 16. Jahrhunderts – verwurzelt sind, reicht die Wirkung seiner Werke bis in die Gegenwart. Er wurde zu einem unübertroffenen Maßstab für den idealen Männerakt.
Die Ausstellung zeigt die Wiederentdeckung des antiken Körperideals zu Michelangelos Lebzeiten und die revolutionären Fortschritte in der Darstellung der menschlichen Anatomie.
Neben Michelangelo werden Raffael, Dürer, Rembrandt, Rubens, Mengs, Batoni, Klimt und Schiele präsentiert, die jeweils ihre eigene Auffassung des Körpers erarbeiteten, sei es durch Nachahmung, Weiterentwicklung oder vehemente Ablehnung des Ideals von Michelangelo.
Weitere Informationen unter www.albertina.at
(JT Okt. 2023)
Fotos:
Michelangelo Buonarroti. Sitzender Jünglingsakt und zwei Armstudien, um 1510/11. Rötel, weiß gehöht.
ALBERTINA, Wien
Michelangelo Buonarroti. Studien für die Libysche Sibylle, um 1510/11. Rötel. The Metropolitan Museum
of Art, New York, Purchase, Joseph Pulitzer Bequest, 1924, inv. no. 24.197.2, © bpk / The Metropolitan
Museum of Art
Eine Entdeckung
Das Untere Belvedere in Wien zeigt bis 28. Jänner 2024 die Ausstellung „Louise Bourgeois. Unbeirrbarer Widerstand“, kuratiert von Sabine Fellner und Johanna Hofer.
Über sieben Jahrzehnte spannt sich das medial vielseitige Werk von Louise Bourgeois. Bereits in ihren frühen Ölbildern aus den Jahren von 1938 bis 1949 entwickelte die franko-amerikanische Künstlerin ihr unverwechselbares künstlerisches Vokabular und fand zu den Themen, die sich durch ihr gesamtes Schaffen ziehen.
Mit ikonischen Werken wie den monumentalen Spinnen erlangte Bourgeois ab den 1990er-Jahren internationales Renommee.
Erstmals in Europa zeigt das Belvedere in einer großen Solopräsentation die kaum bekannten Gemälde einer der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts im Kontext ihres Gesamtwerks.
Im Frühwerk hat die Ausnahmekünstlerin den formalen und inhaltlichen Grundstein für ihr späteres Schaffen gelegt. Sie reflektierte die gesellschaftliche Rolle der Frau in den damals immer noch dominierenden patriarchalen Strukturen.
Weitere Informationen unter www.belvedere.at
(JT September 2023)
Fotos:
Louise Bourgeois, Fallen Woman (Femme Maison), 1946-47, Foto: Christopher Burke,
© The Easton Foundation / Bildrecht, Wien 2023
Louise Bourgeois, Femme Maison, 1946-1947, Foto: Christopher Burke, © The Easton Foundation / Bildrecht, Wien 2023
Louise Bourgeois, Roof Song, 1947, Foto: Eeva Inkeri, © The Easton Foundation / Bildrecht, Wien 2023, Privatsammlung, New Jersey
Wie im Fußball so in der Kunst?
Bis 21. Jänner 2024 ist am Wiener Karlsplatz in der ALBERTINA MODERN die Ausstellung
Österreich – Deutschland, Malerei von 1970 bis 2020 zu sehen, kuratiert von Dr. Klaus Albrecht Schröder und Constanze Malissa.
Das Länderverhältnis Österreich - Deutschland stellt sich in der bildenden Kunst gänzlich anders da als im Sport.
Es gibt keine harten Fronten, keinen Wettkampf, keine Gewinner und Verlierer, kein Jung und Alt.
Die große Herbstausstellung der ALBERTINA MODERN widmet sich hervorragenden Künstlern aus beiden Ländern. Sie thematisiert in einer direkten Gegenüberstellung wichtige Sammlungspositionen der ALBERTINA.
Durch diese Dialoge möchte die Ausstellung Konzepte und Intentionen präsentieren, welche sich stilistisch, ästhetisch und thematisch überschneiden. Diese Entgegenstellungen eröffnen einen neuen Blick auf die Werke von – weithin und vielfach seit langem etablierten – Künstlern aus Deutschland und Österreich. Altbekanntes wird durch diese Gegenüberstellungen – nicht nur visuell – zu einem ganz neuen Erlebnis.
Eine Ausstellung wie Österreich-Deutschland ruft geradezu danach, das Österreichische in der österreichischen Kunst und das Deutsche in der deutschen Kunst zu definieren. Tatsächlich zeigt jedoch dieses bilaterale Konzept, dass das Prinzip des Nationalstils abgedankt hat. Der Individualstil – gespeist aus globalen Quellen und einem jederzeit abrufbaren internationalen Informationsfundus – verdrängt das Prinzip der Schule einer nationalen Kunst.
Werke von Arnulf Rainer Gerhard Richter Franz West Sigmar Polke Siegfried Anzinger Daniel Richter Jakob Gasteiger Dorothee Goltz Brigitte Kowanz Edgar Knoop Adolf Frohner Jörg Immendorff Martha Jungwirth Albert Oehlen Xenia Hausner Neo Rauch Isolde Maria Joham Tim Eitel Hans Hollegha Katharina Grosse Eduard Angeli Ben Willikens Gelitin Verena Bretschneider Maria Lassnig und Georg Baselitz sind zu sehen.
Weitere Informationen unter www.albertina.at
(JT September 2023)
Fotos:
Xenia Hausner, EXILES 3, 2017, Öl auf Papier auf Dibond, ALBERTINA, Wien – Familiensammlung
Haselsteiner © Xenia Hausner / Bildrecht Wien, 2023
Neo Rauch, Kommen wir zum Nächsten, 2005, Öl auf Leinwand, ALBERTINA, Wien – The ESSL
Collection, 2005 - courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin / © Bildrecht, Wien 2023
80 Jahre Zens
Der österreichische Künstler und Kunstpädagoge Herwig Zens (1943-2019) ist vor allem für seine umfangreichen Druckgrafiken und Radierungen bekannt. Am 5. Juni 2023 hätte der 2019 verstorbene Maler seinen 80. Geburtstag gefeiert.
Der Niederösterreicher hatte einen prägenden Einfluss auf das heimische Kulturgeschehen. Als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien verantwortete er die Ausbildung zahlreicher Generationen von Pädagogen. Neben der universitären Laufbahn schuf Zens ein umfangreiches und international rezipiertes künstlerisches Oeuvre.
Die Kunstmeile Krems widmet Zens zu Ehren seines 80. Geburtstags ab November zwei Ausstellungen: in der Landesgalerie Niederösterreich und im Forum Frohner.
Mit rund 160 Malereien, Zeichnungen und Druckgrafiken zeigt die Landesgalerie Niederösterreich bis 14. April 2024 die bisher größte Einzelausstellung zu Herwig Zens.
Zentrales Werk ist das „Radierte Tagebuch“. Dafür reihte der begnadete Radierer Kupferdrucke auf einer langen Papierbahn aneinander. Kästchen mit Zeichnungen, Notizen, aber auch ohne Inhalt repräsentieren die einzelnen Tage. Weiters zeigt die Ausstellung Zens‘ Neuinterpretationen von Francisco de Goya (1746-1828). Beleuchtet werden die Themenbereiche Musik und griechische Mythologie sowie das Motiv des Todes, das Zens obsessiv durch die Schaffung teils monumentaler Totentänze umsetzte. Kurator ist Nikolaus Kratzer, Leiter der Kunstsammlung des Landes Niederösterreich.
Im Forum Frohner tritt bis 1. April 2024 Herwig Zens in Dialog mit Adolf Frohner (1934-2007). Die beiden „Klassiker“ der Wiener Kunstszene beschäftigten sich ihr gesamtes Leben hinweg mit Fragen der menschlichen Existenz zwischen den Polen von Eros und Tanatos.
Die Schau stellt das Format der Radierung bei Zens Höhepunkten aus dem malerischen und grafischen Schaffen Frohners gegenüber. Es erwartet die Besucher ein durchwegs „wienerischer“ Blick auf das Thema Tod und Lust. Treffend betiteln die beiden Kuratoren Elisabeth Voggeneder, künstlerische Direktorin des Forum Frohner, und Nikolaus Kratzer die Ausstellung mit „Zens trifft Frohner. Und der Tod lacht mit“.
Weitere Informationen unter:
https://www.lgnoe.at/de/ausstellungen/29-herwig-zens
https://www.forum-frohner.at/de/ausstellungen/13-zens-trifft-frohner
(JT Juni 2023)
Foto:
Herwig Zens. Hexensabbat. 1984. Öl. Acryl auf Leinwand. Landesgalerie NÖ. Copyright by
Landessammlungen NÖ
Blackness, Abstraktion und Avantgarde
Bis 7. Jänner 2024 präsentiert das mumok die erste umfassende, europäische Einzelausstellung des in New York lebenden Künstlers Adam Pendleton – Blackness, White, and Light, kuratiert von Marianne Dobner.
Pendleton entwickelt seine Malerei in Form eines fortlaufenden Indexes, der Gesten registriert, transponiert und überschreibt. Seit 2008 organisiert der Künstler einen Großteil seiner Arbeit unter dem Begriff Black Dada, einem Konzept, mit dem er eine sich beständig fortschreibende Untersuchung des Verhältnisses von Blackness, Abstraktion und Avantgarde bezeichnet.
In seinen Werken wird eine visuelle Philosophie des unabgeschlossenen Postulats sicht- und spürbar. Unterscheidungen wie die zwischen Lesbarkeit und Abstraktion, Vergangenheit und Gegenwart, vertraut und fremd werden dabei eingeebnet.
Weitere Informationen unter www.mumok.at
(JT April 2023)
Fotos:
Adam Pendleton. Untitled (days for drawing), 2022. Ink, spray paint, and oil on paper.
51.4 x 112.1 cm. © Adam Pendleton, courtesy of the artist
Adam Pendleton. Untitled (Anthology), 2018–23. Silkscreen ink on Mylar, 48 parts
Each 96.5 x 73.7 cm. © Adam Pendleton, courtesy of the artist
Was prägt Künstler? Schauen Sie es sich an!
Wie prägt eine Epoche ihre Künstler? Wie reagieren sie auf Umbrüche und Krisen?
Die neue Sammlungspräsentation „SCHAU! Die Sammlung Belvedere von Cranach bis EXPORT“ im Oberen Belvedere widmet sich bis 23. März 2025 über eine rein kunsthistorische Stilgeschichte hinaus den Wechselwirkungen zwischen Kunst und Gesellschaft.
Die Besucher erwartet ein chronologischer Rundgang durch 800 Jahre Kunstschaffen vom Mittelalter bis in die 1970er Jahre.
Beeinflusst durch das politische und soziale Umfeld, Migration, internationale Vernetzung, aber auch ökonomische Rahmenbedingungen spiegelt künstlerische Produktion die Komplexität ihrer jeweiligen Zeit.
Die neue Sammlungspräsentation betrachtet Kunst im Kontext der Epoche ihrer Entstehung um ein tieferes Verständnis der Werke zu ermöglichen.
Weitere Informationen unter www.belvedere.at
(JT April 2023)
Fotos by Johannes Stoll / Belvedere, Wien
Giuseppe Tominz, Der Speditionsunternehmer Paolo Preinitsch (Rosegg 1762–1840 Triest) im Hafen
von Triest, um 1835.
Helene Funke, Träume, 1913.
Egon Schiele, Kauerndes Menschenpaar (Die Familie), 1918.
Eine Bühne für die Kunst
Ausstellungen sind für Künstler und ihre Werke ganz allgemein Bühnen ihrer öffentlichen Präsenz und Existenz. Im mumok zeigt ON STAGE – Kunst als Bühne Arbeiten seit der Zeit um 1960, in denen explizit Darstellungen des Bühnenhaften und des Rollenspielens zu sehen sind. Die ca. 150 Werke und Werkserien stammen vorwiegend aus der mumok Sammlung und sind bis 7. Jänner 2024 zu besichtigen.
Die Ausstellung, kuratiert von Rainer Fuchs, widmet sich den variantenreichen Formen des Bühnenhaften und des Rollenspiels in der Kunst. Im Kontext einer traditionskritischen Neoavantgarde kamen in den 60iger Jahren verstärkt performative und aktionistische Kunstformen auf, die den Künstlern – oft vor versammeltem Publikum – bühnenartige Präsenz verliehen. Dazu zählte die von Hermann Nitsch praktizierte Aufführungsform des Orgien Mysterien Theaters sowie die Auftritte der Wiener Gruppe, deren literarisches Cabaret in der Tradition des dadaistischen Theaters steht, oder die Fluxus-Bewegung mit ihrem medialen Crossover.
Diesen männerdominierten Kunstrichtungen gegenüber etablierte sich eine feministische Szene, in der die Auswirkungen patriarchaler gesellschaftlicher Hierarchien auf geschlechtliche Rollenbilder dargestellt und kritisch hinterfragt wurden, wie z. B. bei Geta Brătescu, VALIE EXPORT, Sanja Iveković oder Gina Pane. Sie bilden die historische Basis für eine Kunst der Auftritte und Rollenspiele, die bis in die Gegenwart fortdauert.
Weitere Informationen unter www.mumok.at
(JT April 2023)
Fotos:
Tracey Moffatt. Something More, 1989. 97 cm x 127 cm x 2 cm. 6 Cibachrome- und 3 S/W Fotografien.
mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, erworben 1999. © Bildrecht, Wien 2023
Rudolf Schwarzkogler. 1. Aktion „Hochzeit“, Malaktion am 6.2.1965 (mit Anna Brus) 1965, Farbfotografie by Walter Kindler. mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Leihgabe der
Österreichischen Ludwig-Stiftung seit 1984. © mumok
Ort der Kunst
Über zehn Jahre lang wurde an der Sommerresidenz von Wiens wohl berühmtestem Feldherrn
Prinz Eugen von Savoyen gebaut. Im Jahr 1723 war die Anlage des Belvedere mit der Fertigstellung des Oberen Schlosses schließlich vollendet. Die Anlage diente ursprünglich als Sommerresidenz des Prinzen. Die museale Nutzung setzt mit der Einrichtung der kaiserlichen Galerie im Oberen Schloss ein, die ab 1777 für die Öffentlichkeit zugänglich war.
Im Jahr 2023 feiert das Belvedere demnach sein dreihundertjähriges Jubiläum. Das ist der Anlass, in der Ausstellung „Das Belvedere. 300 Jahre Ort der Kunst“ bis 7. Jänner 2024 die eigene Geschichte zu beleuchten
Als architektonisches Ensemble wie auch als Museum stand das Belvedere über Epochen hinweg für die Inszenierung von Macht und Repräsentanz: als Kulisse höfischer Feste, zeitweise als königliche Residenz, aber auch als Schauplatz der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags 1955.
In einer umfangreichen Ausstellung setzt sich
das Haus nun mit seiner wechselhaften Nutzung auseinander.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Björn Blauensteiner, Sabine Grabner, Kerstin Jesse (Konzeptmitarbeit), Alexander Klee, Georg Lechner, Stefan Lehner, Monika Mayer und Luisa
Ziaja.
Die umfangreiche Schau in der Orangerie im Unteren Belvedere am Rennweg zeichnet die Entwicklung des Belvedere als Museum nach und spannt einen Bogen von der Fertigstellung des oberen Schlosses bis ins Heute und beleuchtet die Rolle des Ausstellungsortes in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft.
Weitere Informationen unter www.belvedere.at
(JT Jan. 2023)
Fotos:
Johann Gottfried Auerbach, Prinz Eugen von Savoyen als Feldherr, um 1725/1730. Foto: Johannes Stoll
/ Belvedere, Wien
Gerhild Diesner, Herbstlandschaft (Rennweg in Innsbruck), 1945. Foto: Belvedere, Wien
Elke Silvia Krystufek, Pussy Control, 1997. Foto: Belvedere, Wien
So ging einst „Schöner Wohnen“
Im Waschsalon Karl-Marx-Hof wurde die Sonderausstellung „Schöner Wohnen im Roten Wien.
100 Jahre Punktesystem – 100 Jahre Wohnbauprogramm“ bis 1. September 2024 verlängert.
Konzipiert und kuratiert von Lilli Bauer und Werner T. Bauer. Sponsor der Sonderausstellung ist die Wiener Städtische - Vienna Insurance Group.
Einen Wiener Gemeindebau der Ersten Republik erkennt man auf den ersten Blick.
Die Fassaden mit ihren Sprossenfenstern, Balkonen, Loggien und Erkern prägen das Stadtbild bis heute. Doch wie wohnten die ersten Arbeiterfamilien in diesen neuen, gesunden Volkswohnungen?
Der Waschsalon geht auf Wohnungsinspektion.
Um 1900 lebte die Mehrheit der Wiener Bevölkerung noch auf Zimmer und Küche. Berüchtigt waren die Gangküchenwohnungen ohne fließend Wasser und ohne Elektrizität.
1922 wurde ein transparentes „Punktsystem“ eingeführt, das die Wohnungswerber in Dringlichkeitsstufen einteilt. 1923 beschloss der Gemeinderat ein erstes Wohnbauprogramm,
Am Ende der Ersten Republik wohnte jeder zehnte Wiener in einer Gemeindebauwohnung.
Die Wohnungsgrößen wurden anfangs häufig als zu klein empfunden. Die Stadt nahm sich die Kritik zu Herzen und plante ab 1927 auch größere Wohneinheiten. Mit den größer dimensionierten Grundrissen hielt auch das bürgerliche Wohnzimmer Einzug in die Arbeiterwohnung.
Weitere Informationen unter www.dasrotewien-waschsalon.at
(JT 2023)
Foto: Interieur, 1928, koloriert © WStLA/Foto Gerlach